Kai’Sa entwickelt sich im Spielerlabor
Lange bevor ein Champion in der PBE veröffentlicht wird, wird er von Spielern getestet.
Blaustoise: Hallo, Riot Blaustoise meldet sich zur Stelle. Ich bin Leiter des Teams für Gameplay-Einblicke und einer der Forscher im Champions-Team. Das Einblicke-Team hat vor Kurzem die quantitativen Methodologien veröffentlicht, mithilfe derer wir unseren aktuellen Championpool bewerten, Möglichkeiten für Überarbeitungen finden und den Einfluss von Balanceänderungen auf die Beliebtheit der Champions messen. Heute möchte ich allerdings darüber sprechen, wie das Einblicke-Team zum Design und zur Entwicklung eines Champions beiträgt. Dazu habe ich mir Kai’Sa, die Tochter der Leere, ausgesucht.
Das Einblicke- und das Champions-Team arbeiten eng zusammen und wir benötigen einen würdigen Repräsentanten, um diesem Beitrag gerecht zu werden. Und niemand ist besser dazu geeignet, über die Entwicklung von Kai’Sa zu sprechen, als Riot Jag – der unbestreitbare Leeren-Kai’Ser persönlich.
Jag: Hi, ich bin Jeevun Sidhu, auch bekannt als „Riot Jag“, Slumdog Camillionaire oder der leitende Designer von Kai’Sa. Wir haben – wie bei jedem Champion unter unserer Lupe – das Einblicke-Team um Hilfe gebeten, damit wir bereits zu Beginn ein Verständnis für die Sicht der Spieler auf Kai’Sa bekommen und Antworten auf Fragen finden, die wir intern nicht beantworten konnten.
Wie funktioniert ein Champion-Labor?
Champion-Labor-Eisbecher
Während der Entwicklung eines Champions finden im Spielerlabor in der Regel 3 Testrunden statt. Normalerweise hat jeder dieser Tests eine eigene Thematik oder eine Reihe von Zielen.
Runde 1: Wähle deine Eisgeschmacksrichtungen.
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Runde 2: Wähle deine Garnierung.
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Runde 3: Vollende dein Werk mit Streuseln und einer Kirsche.
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Blaustoise: Lange bevor ein Champion das Licht der PBE (in fragwürdigen Spielen, die aus demselben Champion bestehen) erblickt, wird eine Handvoll Spieler auf den Riot-Campus (oder in andere Büros) eingeladen, um ihn auszuprobieren. Diese Spieler sehen sich die Konzeptkunst an, toben sich unter Entwicklungsbedingungen mit den Fähigkeiten aus und spielen komplette Spiele 5-gegen-5 mit neuen Champions. Danach füllen sie Umfragen aus, führen Gespräche mit den Forschern und Designern und beteiligen sich an einer Gruppendiskussion bezüglich der Erfahrungen mit Leagues potenziellen Neuankömmlingen.
Jag: Die Spielerlabore sind aufregend, da wir dort zum ersten Mal ehrliche Reaktionen auf einen Charakter bekommen. Natürlich testen Rioter die Champions schon lange vor den Laboren, aber da sie alle unterschiedliche Vorlieben haben, können sie die Champions nicht unvoreingenommen betrachten. Ein neuer Spieler hat eine frischere Perspektive und kann die dringend nötige Ehrlichkeit beitragen, wenn es wirklich darauf ankommt. Zusätzlich dazu ermöglichen die Spielerlabore praktische Tests der riskantesten Elemente des Champions, den wir gerade entwickeln – wir sehen, ob alles wie geplant funktioniert oder ob wir eine neue Richtung einschlagen sollten.
In Kai’Sas Fall wollten wir herausfinden, ob sich die Spieler für einen menschlicheren Charakter aus der Leere interessieren und ob ein besonders aggressiver AD-Carry bei ihnen gut ankommt.
Runde 1: Weiche Schützen, harter Carry
Blaustoise: Wir nutzen häufig die Analogie eines selbstkreierten, köstlichen Eisbechers, um die unterschiedlichen Phasen der Champion-Labore zu beschreiben. In Runde 1 überprüfen wir, ob wir eine leckere Zusammenstellung anfänglicher Geschmacksrichtungen haben. Zu diesen Sorten gehören ein grundlegender Gameplay-Anreiz (warum soll man diesen Charakter spielen?), die Einzigartigkeit (was trägt dieser Charakter Neues zu League bei?) sowie die thematische Richtung und der Zusammenhang (verfügt dieser Charakter über eine ansprechende Fantasie und passt diese Fantasie zum Gameplay?).
Jag: Bei Kai’Sa stand ihre ultimative Fähigkeit bereits vom ersten Spieltest an fest. Die Kombination aus dem Schaden eines AD-Carrys und der „Zielerfassung“ eines Assassinen war einzigartig und aufregend. Deshalb wollten wir wissen, ob die Spieler die Vorteile eines Carrys erkennen würden, der sich augenblicklich überall in einem Teamkampf positionieren kann.
Blaustoise: In der ersten Runde von Kai’Sas Spielerlabor stießen wir auf ein gewaltiges Problem mit der Rolle des „aggressiven Schützen“. Wir hatten vor allem Schützen-Spieler eingeladen und in der Gruppendiskussion wurde schnell klar, dass die meisten von ihnen traditionellere Schützen bevorzugen, mit denen sie aus sicherer Entfernung Schaden austeilen können. Ashe, Caitlyn, Miss Fortune. Eher … „weiche“ Schützen.
Jag: Ich habe dir ja gesagt, dass das ein Alphatest und keine offene Beta war.
Erste Eindrücke vom „Leeren-AD-Carry“
Blaustoise: Wir erhielten bezüglich Kai’Sas Thematik und Aussehen trotzdem nützliches Feedback. Wir haben den Spielern frühe Konzeptzeichnungen von ihr gezeigt und ihre Erwartungen hinsichtlich Gameplay und anderen Aspekten ihres Designs notiert, bevor wir ihnen die Gelegenheit gaben, sie auszuprobieren.
Wir fragten die Spieler: „Was sind deine ersten Gedanken zu einem Leeren-AD-Carry? Aus welchem Teil des Universums von League könnte sie stammen? Was erwartest du von ihrem Gameplay? Was von ihrem Charakter?“
Die Spieler sagten …
Blaustoise: Die eingeladenen Spieler waren nicht nur hauptsächlich an traditionelleren Schützen mit größerer Reichweite interessiert, Kai’Sas „Leerengewehr“ in ihrem ursprünglichen Konzept sprach auch für einen Scharfschützen. Wir entfernten uns jedoch wieder von der Idee einer solchen Waffe, die mit ihrem Anzug verbunden war, und entschieden uns für die „Leerenpistolen“ mit Energiequelle, die sie jetzt nutzt.
Das Gute daran war, dass die Eindrücke der Spieler darauf schließen ließen, dass wir mit Kai’Sas Rüstung aus der Leere die richtige Richtung eingeschlagen hatten, und ein Spieler deutete sogar an, dass sich Kai’Sa weiterentwickeln könnte, bevor diese Funktion überhaupt Teil ihres Fähigkeitensets war.
- „Mir hat die Art außerirdische, insektenähnliche Rüstung wirklich gut gefallen. Für mich definiert sie diesen Champion und ich könnte sie mir nicht ohne sie vorstellen. Wenn die Rüstung krass aussieht, werde ich mir jedes verfügbare Chroma für diesen Champion kaufen.“
– Ich habe das ganz sicher nicht als Vorwand benutzt, um dem Team Druck zu machen, so viele Chromas für sie wie möglich zu entwickeln … :) - „Ich finde, dass sie basierend auf der Konzeptzeichnung wirklich sehr gut aussieht. Mir gefällt ihr Aussehen und ich würde mich darauf freuen, wenn sie sich ein wenig verändern würde, wenn sie Fähigkeiten einsetzt. Zumindest kam mir das bei der Zeichnung in den Sinn.“
Blaustoise: Im Großen und Ganzen war im Bezug auf unser primäres Ziel für Kai’Sa die erste Runde des Spielerlabors ein Misserfolg: Wir wollten einen ansprechenden und aggressiven Schützen entwickeln, der nach Gelegenheiten sucht, sich in die hinteren Reihen der Gegner zu stürzen, um dort alles in Stücke zu reißen.
Jag: Du spielst doch immer nur Yasuo und würdest den Gegnern noch vor Stufe 2 „Erstes Blut“ schenken.
Blaustoise: Gut, aber vielleicht hättest du Kai’Sa eine etwas größere Reichweite geben sollen. Ich glaube, 25 Einheiten hätten schon geholfen.
Jag: … Stichwort „Grus Plan“-Meme?
Runde 2: Kai’Sas Weiterentwicklung
„Leidenschaftliche“ Spieler
Blaustoise: In Runde 1 haben wir gelernt, dass sich Caitlyn-Spieler nicht in die hintere Reihe stürzen wollen, um den gegnerischen Carry auszuschalten. Das war eine knallharte Lektion. Dadurch mussten wir uns während unserer Arbeiten an Kai’Sa anpassen, improvisieren und durchhalten. Wenn Kai’Sa eine gefährliche Jägerin in der Leere sein soll, dann brauchen wir gefährliche Spieler.
Jag: Wenn ich einen Champion entwickle, versuche ich mir immer vorzustellen, welche Spieler ihn wirklich gern spielen würden und was sie dazu motivieren könnte, den Champion bis zur Perfektion wieder und wieder zu wählen. Dabei geben vor allem die Spieler perfekte Kandidaten ab, die League bereits lieben, aber nach einem Gameplay oder einer Idee suchen, die es im Spiel so noch nicht gibt.
Blaustoise: Glücklicherweise lockerten wir unsere Einschränkungen, was die Teilnahme toxischer Spieler an den Spieltests betrifft. Früher ließen wir keine Spieler an unseren Laboren teilnehmen, die vor Kurzem durch unsportliches Verhalten aufgefallen waren. Und obwohl bestimmte Verstöße (Betrug, dem Gegner absichtlich zuspielen, Hasspredigten usw.) für uns immer noch ein rotes Tuch waren, lockerten wir einige Einschränkungen in Sachen … „leidenschaftliche“ Interaktionen zwischen Spielern. Wir wussten genau, wen wir für Runde 2 ins Labor holen wollten.
Darf ich vorstellen, unsere nächste Gruppe: Spieler, deren Lieblingschampions Vayne, Lucian und Draven sind und die Lust auf Konfrontation haben.
Verbesserungen und Weiterentwicklungen
Blaustoise: In der ersten Runde unseres Labors konnten wir also nicht einmal sicherstellen, dass wir die richtigen Eissorten ausgewählt hatten, aber in der zweiten Runden bestätigten wir nicht nur die Sorten, sondern fanden sogar neue Inspirationen für zusätzliche Garnierungen. Die aggressiveren Schützen-Spieler liebten es, sich mit Kai’Sas ultimativer Fähigkeit in den Kampf zu stürzen, und versorgten uns mit anderen Ideen, um sie weiterzuentwickeln.
Jag: In dieser Phase hatte nur Kai’Sas E eine deutliche Weiterentwicklung. Die Spieler reagierten aber äußerst positiv auf diese Idee und wollten mehr von dieser Mechanik im Rest ihres Fähigkeitensets sehen. Irgendwie hatte ich gerade noch genug Platz in ihrem Leistungsprofil, um dem Angriffsschaden eine Aufwertung zu spendieren, weshalb die Weiterentwicklung ihres Qs einfach war. Ich konnte allerdings nicht ihrem W noch eine spielverändernde Weiterentwicklung hinzufügen, da sie dadurch zu komplex und ihre ohnehin schon spitze Stärkekurve zu steil geworden wäre. Ich wollte aber Kai’Sas Gegenstandskombinationen interessanter gestalten und meine erste Idee war, mit der Weiterentwicklung ihres Ws eine andere Richtung einzuschlagen und von ihrer AD-Carry-Gegenstandskombination abzuweichen.
Leeren-AD-Carry oder Leeren-Magier?
Blaustoise: Eine weitere wichtige Erkenntnis der zweiten Runde des Spielerlabors war, dass Kai’Sa aufgrund ihres Aussehens nicht als Schütze wahrgenommen wurde: 9 von 10 Spielern dachten, bei ihr handle es sich um einen Mid-Laner (einen Magier oder einen Assassinen), als wir ihnen die Konzeptzeichnung ohne den Titel „Leeren-AD-Carry“ zeigten.
Jag: Das Feedback deutete darauf hin, dass ihre Energiewaffen eher Magiern zugeordnet wurden, da ihnen der physische/erschütternde Einfluss fehlte, den die meisten Waffen von AD-Carrys haben. Wir lösten dieses Problem an anderen Stellen (die Effektkünstler und Animatoren verliehen ihren normalen Angriffen kräftigere Rückstöße bei jedem Schuss), gleichzeitig entschied ich jedoch, mich an das Feedback zu halten. Da wir immer noch nicht wussten, wie wir Kai’Sas W weiterentwickeln sollten, setzten wir auf eine Hybridlösung, damit sie mehr in Richtung Magier tendieren konnte.
Zum Feedback aus Runde 2, das sich auf Kai’Sas Entwicklung auswirkte, gehörten auch Dinge wie …
Runde 3: Leeren-Kirschen und -Streusel
Blaustoise: Das Feedback unserer Vayne-, Lucian- und Draven-Spieler führte zu zwei neuen Weiterentwicklungen sowie zu den unterschiedlichen Spielstilen (AD-Carry, Hybrid, Magier). Vor dem Beginn der dritten Runde des Spielerlabors hatten wir bereits alle Zutaten, die man für einen leckeren Champion-Eisbecher benötigt – uns fehlten nur noch die Streusel und die Kirsche. Das letzte Labor zeigte uns bei Kai’Sa eine weitere Möglichkeit für ihre Weiterentwicklungen.
Jag: Ursprünglich entwickelten sich Kai’Sas Fähigkeiten still und leise weiter, wenn man die nötigen Werte dafür hatte. Da die Spieler diesen Moment aber genießen wollten, gestalteten wir das Ganze etwas pompöser. Es gibt eine Taste, die man drücken muss, eine coole Animation sowie ein paar Grafik- und Soundeffekte. Nach der Weiterentwicklung gibt es, abhängig vom Platz, sogar leichte Veränderungen für die Effekte.
Blaustoise: Der letzte Beitrag des Spielerlabor-Feedbacks wirkte sich schließlich direkt auf Kai’Sas Startbild aus. Alle drei Runden zeigten, dass Kai’Sas Energiequelle klar erkennbar sein musste, damit jeder weiß, wie sie die Monster in der Leere jagt. Außerdem wollten die Spieler, dass ihre „Waffen der Leere“ stärker betont werden. Mit diesen Anmerkungen der Spieler im Hinterkopf entwickelten wir eine Komposition, bei der eine ihrer Waffen im Vordergrund zu sehen ist, während sie mit der anderen eine Leeren-Kreatur erschießt.
Meinungen von Profis und Kai’Sas erster Pentakill
Warum wir Profi-Spieler zu Spielerlaboren einladen
Blaustoise: Wir haben unsere Partnerschaft mit dem Einblicke-Team vor Kurzem um einen letzten Schritt erweitert: Labore mit Profi-Spielern. Um bei unserer Metapher mit dem Eisbecher zu bleiben: Das ist der Moment, in dem Gordon Ramsay kommt, den Eisbecher kostet und uns sagt, ob er schmeckt oder nicht. Bei diesen Spielerlaboren wollen wir in der Regel herausfinden, wie die Champions (und andere erhebliche Veränderungen am Gameplay) professionelle Spiele beeinflussen und welche Optimierungsmöglichkeiten wir vielleicht übersehen haben.
Jag: Dank der Profi-Spieler konnten wir besser verstehen, wie Spieler in hohen Klassen auf Kai’Sa reagieren würden. Sie haben uns ein paar gute Optimierungsvorschläge gegeben, aber für mich persönlich war es einfach cool zu sehen, wie sich extrem gute Spieler in einem Spieltest mit Kai’Sa schlagen. Außerdem wollten wir sehen, wer sich unter wettkampforientierten Bedingungen den Titel „Leeren-Kai’Ser“ sichern kann – weshalb wir einige AD-Carrys aus der NA LCS einluden. Nur ein Scherz. Aber wir haben ein paar Videos davon, wie Doublelift unseren Spieletestern die Hölle heiß macht.
Was als Nächstes die Champion-Spielerlabore erwartet
Blaustoise: Genau wie Kai’Sa und unsere anderen Champions entwickeln wir auch unsere Forschungsmethodologie und unsere Testverfahren mit Spielern weiter. In unseren nächsten Spielerlaboren werden wir weiterhin Champion-Tests mit mehreren Phasen (Runde 1, 2, 3 usw.) durchführen, doch anstatt nur einen Champion zu testen, werden wir den Spielern fast alle Champions, an denen wir gerade arbeiten, sowie andere Funktionen für League zeigen. Wir nennen das Ganze Megalabore („Blaustoises Feedback-Böllerei“ war zu lange). Dazu laden wir 30–40 Spieler ein, die ein Wochenende lang League spielen und Inhalte testen. Die Spieler bekommen es mit mehreren neuen und aktualisierten Champions zu tun und während sie im ersten und zweiten Spiel noch kognitive Probleme haben dürften, werden sie beim neunten und zehnten Spiel ein Gefühl dafür bekommen, wie sich diese Champions auf League auswirken werden.
Jag: Diese Labore ähneln unseren internen Spieltests, in denen viele Champions getestet werden, die gerade in Entwicklung sind und unterschiedliche Punkte in Sachen Optimierung und Balance erreicht haben. Ich habe bereits den großen Jungen – Aatrox, mein nächstes Projekt – für ein Megalabor angemeldet, und wir lassen unsere neuen Inhalte von mehr Spielern als zuvor testen, um sicherzustellen, dass alle Spieler mit den neuen Veröffentlichungen zufrieden sein werden.
Danke, dass du diesen Blog gelesen hast. Ich freue mich schon auf den nächsten Artikel in Zusammenarbeit mit Nathan, wenn er immer noch ausschließlich Yasuo spielt und in der Rangliste keinen Schritt vorankommt, während ich gerade Camille überarbeite.